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Bettina Bär ist die neue Show Director der Neonyt. Die nächste Ausgabe wird vom 18. bis 20. Januar 2022 den Takt für nachhaltige Mode-, Lifestyle- und Textilinnovationen vorgeben. Die Vorzeichen für die erste persönliche Neonyt nach der erzwungenen COVID-Pause stehen gut: Die Labels sind motiviert, die Branche ist offen für nachhaltige Innovationen und Frankfurt ist bereit für die Fashion Week.

Nichts ist so beständig wie der Wandel - eine Tatsache, die nicht nur das Wesen und den Kern der Mode beschreibt, sondern auch die aktuellen Zeichen der Zeit. Wer es schafft, den Wandel zu akzeptieren, sich kreativ darauf einzustellen und ihm positiv zu begegnen, wird langfristig erfolgreich sein. Bettina Bär ist dafür ein gutes Beispiel. 

Wer ist Bettina Bär und wie kommt sie in die Geschäftsführung von Neonyt? 

Eine Messemacherin durch und durch. Ich bin für das Geschäft mit Menschen gemacht und das beweise ich jeden Tag, jetzt noch mehr als vor der Pandemie; denn wir alle haben wirklich ein Arbeitsleben ohne die Freude am Kontakt und der Interaktion mit anderen Menschen erlebt - und das mag ich nicht! Als ich vor zehn Jahren, 2012, bei der Messe Frankfurt als Vertriebsleiterin für die internationalen Konsumgütermessen Ambiente & Tendence anfing, hätte ich mir nicht vorstellen können, eines Tages eine Messe wie die Neonyt zu leiten. Aber ich habe mich hochgearbeitet und nachdem ich 2016 die Messeleitung der Tendence und ein paar Jahre später der Paperworld übernommen habe - mit einem kurzen Mutterschaftsurlaub dazwischen - freue ich mich nun, Teil eines positiven Wertewandels und eines Transformationsprozesses in der Textil- und Modebranche zu sein. Meine Ziele für Neonyt sind ganz einfach: die gute Arbeit meiner Vorgänger fortzusetzen, mein Team in jeder Hinsicht zu unterstützen, die Werte, die Neonyt verkörpert, aufrechtzuerhalten und die Standards, die wir für uns selbst setzen, weiter zu stärken und zu verfeinern. Auch in Zeiten globaler Unwägbarkeiten ist Neonyt die Nummer eins im nachhaltigen Modegeschäft und dieses Selbstbewusstsein verdanken wir unserer branchenübergreifenden Community - unseren Ausstellern und Partnern, den Siegern und allen, die sich für eine erfolgreiche Neonyt einsetzen. Und das möchte ich gerne fortsetzen.

Was ist Ihr Engagement für Nachhaltigkeit und eine bessere Zukunft?

Die fabelhaften "R's" der Nachhaltigkeit: Schritt für Schritt meine Denkweise ändern und "Re"-Aktionen in mein tägliches Leben und meine Routinen einführen. Ganz oben auf der Liste steht das Überdenken von Optionen, bevor ich etwas konsumiere. Brauche ich das wirklich, trage ich das wirklich, und wenn die Antwort auf eine der beiden Fragen "Ja" lautet, frage ich mich, ob es eine nachhaltigere und rücksichtsvollere Möglichkeit gibt, das Gleiche zu bekommen. Wir sind gemeinsam dafür verantwortlich, etwas zum Besseren zu verändern, und das beginnt zu Hause.

“Meine Ziele für Neonyt sind ganz einfach: die gute Arbeit meiner Vorgänger fortzusetzen, mein Team in jeder Hinsicht zu unterstützen, die Werte, die Neonyt verkörpert, aufrechtzuerhalten und die Standards, die wir uns selbst setzen, weiter zu stärken und zu verfeinern.“  - sagt Bettina Bär, Show Director der Neonyt.

Mit der Ausbreitung der Pandemie sind Sie in einer für die Entwicklung von Messen im Allgemeinen sehr schwierigen Zeit angekommen. Wie wollen Sie die nächste Ausgabe der Neonyt organisieren und wieder an den Erfolg der letzten Ausgabe vor Ausbruch der Pandemie anknüpfen?

Die letzte physische Neonyt im Januar 2020 war einfach großartig - ich erinnere mich noch an die Schlagzeile: strahlender Sonnenschein zu einem fliegenden Start der Neonyt. Das sagt alles, denke ich. Jeder, der schon einmal bei einer Neonyt-Edition dabei war, weiß, dass die Energie dort ansteckend ist, und auch wenn ich es nur aus den Erzählungen meiner Kollegen kenne, kann ich es ihnen nachfühlen: Jeder wollte diese Energie mit in den Sommer 2020 nehmen. Es ist uns gelungen, diese Motivation über die letzten 3 "Trockenperioden" aufrechtzuerhalten und auch die Stimmen aus der Branche geben uns den nötigen Rückenwind: 150 angemeldete Labels für Januar 2022 und ständiger Austausch mit der Community. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam ein Zeichen setzen - wir sind da, die Mode ist da, die Fashion Leute sind da, die Kollektionen wollen gezeigt und geordert werden und spätestens im Sommer werden wir wieder auf Hochtouren laufen.

In der Tat, 150 Marken haben zugesagt. Die ganz Großen der nachhaltigen Mode werden da sein. Wir gehen davon aus, dass das Team hart daran arbeitet, noch weitere an Bord zu bekommen. Was ist das Ziel von Neonyt Januar 2022?

Alle arbeiten rund um die Uhr - die pandemischen Umstände machen alles etwas angespannter, aber wir sind im Endspurt und unser Ziel: eine erfolgreiche physische Neonyt, ein gutes Ordergeschäft für unsere Labels, Wissenstransfer und Austausch bei Fashionsustain und Prepeek, eine coole Runway-Show - unsere alten Freunde treffen, neue Kontakte knüpfen, wieder hautnah erleben, wofür wir arbeiten: nachhaltige Verbindungen und persönliche Begegnungen.

Neben einer großartigen Messe hat sich die Neonyt schon immer durch die Förderung von Information, Inspiration und Bildung sowie durch die Vernetzung der Community ausgezeichnet. Was werden die Highlights der Fashionsustain-Konferenz sein und welche anderen Attraktionen bereitet die Messe vor? Werden wir Ihre inspirierende Modenschau erleben?

Ja zu beidem. Es wird eine Neonyt Fashion Installation während der Frankfurt Fashion Week geben und neben technologischen Innovationen, neuen Geschäftsmodellen und Ideen für Modehändler*innen stehen Themen wie Verbraucherverhalten, Gaming und 'Nudging for Good' auf der Agenda der Fashionsustain, um die Diskrepanz zwischen Intension und Realität innerhalb der internationalen Textil- und Modeindustrie zu untersuchen. Auf der Fashionsustain werden die Teilnehmer*innen Fragen erörtern, wie die Lücke zwischen der Denkweise und dem tatsächlichen Verhalten der Verbraucher*innen und damit zwischen Intension und Realität in Bezug auf nachhaltigen Konsum geschlossen werden kann. Ein großes Thema ist die Digitalisierung und wie sie genutzt werden kann, um z.B. nachhaltige Mode zu entwerfen, und wie sie mit ihren Retail-Apps und positiven Anreizen die Verbraucher*innen zu nachhaltigerem Konsum animieren, Stichwort Re-Commerce und wie es ein erfolgreiches Geschäftsmodell für den Modehandel werden kann.

Welche technologischen Fortschritte werden wir auf der Messe zu sehen bekommen?

Unser Neonyt Showcase ist dafür die beste Anlaufstelle, denn hier präsentieren Unternehmen aus dem vorgelagerten oder ergänzenden Textilbereich ihre Innovationen. Um nur einige zu nennen: BCOME, eine Plattform für Nachhaltigkeits- und Innovationsmanagement in der Textil- und Bekleidungsindustrie, die es Marken ermöglicht, verantwortungsvollere Lieferketten aufzubauen und Transparenz für ihre Endkunden zu gewährleisten. EnvoPAP, ein zertifiziertes B-Corp, das erneuerbare Quellen wie landwirtschaftliche Abfälle anstelle von Holz für die Herstellung nachhaltiger Verpackungen und Papiere verwendet und dennoch ein branchenweit führendes Produkt liefert. mySHOEFITTER, eine wissenschaftlich fundierte, biometrische Fußmesstechnologie für mobile Geräte, die es Kunden von Online-Shops ermöglicht, ihre Füße selbst millimetergenau zu vermessen, um die exakt passende Schuhgröße für Online-Käufe zu ermitteln. Und das ist nur die ganz technische Seite.

“Die Labels auf der Messe haben sich natürlich wieder selbst übertroffen: Kollektionen, die komplett Cradle to Cradle sind, Kleidungsstücke aus Viskose, aus Rosenfasern, Kaffeesatz und Ingwerfasern, klimapositive Kollektionen und Kleidung aus 92% recycelten Fasern - das italienische Label Rifò zum Beispiel konnte im Jahr 2020 3.738 Tonnen recycelte Textilmaterialien in seinen Kollektionen verwenden.“

Welche Rolle wird Neonyt innerhalb der Frankfurter Modewoche spielen und welche Synergien werden in der Stadt zu finden sein?

Neonyt wird ganz klar weiterhin eine Vorreiterrolle bei nachhaltiger Mode und textilen Innovationen einnehmen. Dafür sorgen wir mit unserem ausführlichen Nachhaltigkeitscheck und garantieren so den Besuchern der Fashion Week, dass es bei uns wirklich nachhaltige Mode zu entdecken gibt. Bevor die Aussteller*innen zugelassen werden, müssen alle interessierten Labels einen mehrseitigen Fragebogen ausfüllen und konkrete Angaben zu ihrem ökologischen und sozialen Engagement machen. Nachgewiesen werden kann dies durch Zertifikate wie Bluesign, GOTS, Fair Trade oder Oeko-Tex, die Teilnahme an Multi-Stakeholder-Programmen, Verhaltenskodizes sowie Informationen über den CO2- und Wasser-Fußabdruck, die Liefer- und Versorgungsketten, die Ressourceneffizienz oder innovative Produktionszyklen. Garantierte Nachhaltigkeit: Nur Kollektionen, die mindestens 70 % der Anforderungen erfüllen, sind von Neonyt zugelassen und dürfen auf der Messe ausgestellt werden. Dies hilft, den Wandel der Branche glaubwürdig und transparent darzustellen und dies allen Messebesuchern und Messebesucherinnen zu vermitteln, von Agenturen, Einkäufern und Einzelhändlern bis hin zu Marketing- und CSR-Vertretern, Wirtschaftsjournalisten und Moderedakteuren.

Die Synergieeffekte in und für Frankfurt sind groß. Auf den ersten Blick mag Frankfurt widersprüchliche Emotionen wecken: Banken und Kapital. Aber die Kreativszene hier ist riesig und das zeigt schon die AAAREA, ein "Modefestival" in der Stadt Frankfurt: Straßenräume verwandeln sich in Catwalks, Fashion Labs, Installationen, Performances und virtuelle Erlebnisse. Verschiedene Macher*innen und Formate werden interdisziplinär und kollaborativ kombiniert. Virtuell, hybrid und in Live-Locations. Alles steht unter dem Motto: Access All Areas, also AAArea. Machen Sie sich darauf gefasst, alle Ihre Sinne auf eine ganz neue Art und Weise einzusetzen. So haben Sie Mode noch nie erlebt.

“Frankfurt mag widersprüchliche Gefühle wecken: Banken und Kapital. Aber die kreative Szene hier ist riesig und AAAREA, ein "Modefestival" in der Stadt Frankfurt, zeigt das bereits: Straßenräume verwandeln sich in Laufstege, Fashion Labs, Installationen, Performances und virtuelle Erfahrungen.“

Es waren sehr schwierige zwei Jahre, was haben wir gelernt? Funktioniert digital genauso gut wie physisch für Handelsunternehmen? 

Neonyt musste sich, wie jedes andere Unternehmen im Event- und Messesektor, neu orientieren, umstrukturieren und digitaler denken. Dennoch haben wir davon abgesehen, einen Online-Showroom für unsere Aussteller*innen zu implementieren, weil wir nach wie vor davon überzeugt sind, dass Mode von der persönlichen Interaktion, der Präsentation und der Inspiration lebt, sowie davon, dass man Materialien und Handwerkskunst aus nächster Nähe sehen und fühlen kann. Und das wird uns fast täglich vor Augen geführt. Aber natürlich erfordert diese Krise von allen Beteiligten ein Umdenken in Richtung Agilität, um in einem disruptiven Umfeld skalieren zu können. Deshalb haben wir in den letzten drei Saisons unsere Konferenzthemen für Fashionsustain online gestellt, sie über digitale Module abgebildet und per Livestream übertragen. Das Kerngeschäft war, ist und wird jedoch immer sein, Menschen zusammenzubringen, offline und von Angesicht zu Angesicht. Die einfache Antwort lautet also: Nein, für das Messegeschäft funktioniert digital nicht annähernd so gut wie physisch.