Première Vision Paris September 2025: Immersive Erlebnisse definieren die Zukunft der Mode neu

Première Vision Paris 2025 hat die Fachmesse neu erfunden – mit Start-ups, Beauty, Nachhaltigkeit und immersiven Erlebnissen, die die Zukunft der Mode prägen. Vom 16. bis 18. September 2025 kehrte das Modeevent mit dem Slogan „Unpredictability is the New Normal“ ins Parc des Expositions Paris Nord Villepinte zurück. Die Messe setzte auf Transformation und entwickelte sich über ihre Ursprünge als reiner Textilmarktplatz hinaus zu einem multisensorischen, branchenübergreifenden und technologiegetriebenen Erlebnis.

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Beauty trifft Mode: Eine neue Synergie

Zum ersten Mal verwischte Première Vision Paris 2025 die Grenzen zwischen den Branchen, indem ein Beauty-Segment in die Messe integriert wurde. Da Mode und Beauty in Markenstrategien zunehmend miteinander verflochten sind, eröffnete dieser Schritt einen neuen Raum für Entdeckungen und Kooperationen. Diese branchenübergreifende Vision spiegelt wider, wie Marken heute agieren: Sie entwerfen nicht nur Kleidung, sondern kuratieren Erlebnisse, die sich auch auf Beauty, Lifestyle und Wellness erstrecken.

Darüber hinaus stellte Première Vision in dieser Ausgabe Innovation und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt des Programms. So wurde eine eigene Start-up-Zone für junge Unternehmen eingeführt, die an Digitalisierung, Rückverfolgbarkeit und der Messung von Umweltauswirkungen arbeiten. White-Label-Beauty-Entwickler wurden eingeladen, Mode und immersive Kunst verschmolzen, und der bisher stärkste Smart Creation Space wurde präsentiert — mit Fokus auf Öko-Materialien, Biotechnologie und digitale Werkzeuge, die die Branche neu gestalten.

Wie Florence Rousson, CEO von Première Vision, erklärte, ist das neue Ziel von Première Vision nicht mehr nur, Textilien zu präsentieren, sondern die Branche durch ihren Wandel zu begleiten.

Durch die Verbindung von Start-ups, Biotechnologie, Öko-Innovationen, sensorischen Erlebnissen und starken Stimmen wie Arizona Muse zeigte PV Paris, dass die Zukunft der Mode an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit, Technologie und Emotion liegt.

Beauty und multisensorische Erlebnisse

Im Prospective Trend Area (nennen wir es „Beauty Area“) gehörte Fiabilai zu den spannendsten Ausstellern. Der Hersteller von Nagellacken bot Finishes an, die von Textilien inspiriert waren — Baumwolle, Samt, Vinyl — und in jeder Farbe erhältlich sind. Wie die Verantwortlichen der Marke erklärten: „90 % des Produkts sind biobasiert.“ Ihre spielerische Nail Bar war einer der meistbesuchten Orte auf der PV, mit Besuchern, die Schlange standen, um Nageltexturen auszuprobieren, die mit den auf der Messe präsentierten Stoffen sowie mit der Farbpalette Herbst/Winter 26–27 harmonierten.

Doch die neue Ausrichtung der PV endete nicht bei Nägeln. Die Organisatoren luden auch Emanuele Balestra, den ehemaligen Chef-Barkeeper des Majestic Barrière in Cannes, ein, zusammen mit der Parfümeurin Sidonie Lancesseur ein multisensorisches Erlebnis zu gestalten. Inspiriert von der PV-Farbe des Jahres entwickelten sie ein Zusammenspiel aus Duft, Kerzenwachs und Cocktail, das Geschmack, Geruch und Design miteinander verschmelzen ließ.

Diese Konzepte veranschaulichen perfekt die Strategie von Première Vision: nicht nur eine Fachmesse zu sein, sondern neue Kooperationen auszuprobieren, die die kreative Sprache der Mode bereichern.

Warum ist Beauty wichtig für die Zukunft der Mode? Die Integration von Beauty entsprach auch einem breiteren Bedürfnis nach sensorischen Erlebnissen in der Mode. Wie Desolina Suter, Director of Fashion bei PV, erklärte, ist Beauty kein Accessoire, sondern ein strategisches Instrument, um Emotion, Freude und Individualität in die Mode zurückzubringen. Für Marken bedeutet es zudem neue Möglichkeiten für branchenübergreifendes Storytelling, das Textilien, Lifestyle und persönliche Identität miteinander verbindet.

Wie Florence Rousson betonte, besteht die Rolle der PV nicht nur darin, Supplier zu präsentieren, sondern der Branche zu helfen, sich an Unvorhersehbarkeit anzupassen. Und wenn diese Ausgabe als Indikator steht, wird das nächste Jahrzehnt der Mode von zirkulären Materialien, digitalen Tools, multisensorischem Design und mutigen Strategien geprägt sein.

Technologie im Dienste der Nachhaltigkeit

Première Vision vertiefte seine Partnerschaft mit ANDAM (Association nationale pour le développement des arts de la mode), indem die Finalisten des ANDAM Innovation Prize 2025 in die Innovation & Technology Zone integriert wurden. Zu den Teilnehmern gehörten ER Ocean Recherche, Bioastrap, Supercab, Smobya, Rodinia Generation, Petshka, Weffan und Alphalyr, zusammen mit Losanje, Gewinner des Innovation Award 2025, sowie GoldenEye Smart Vision, das für sein KI-basiertes System zur Textilqualitätskontrolle einen Sonderpreis der Jury erhielt.

Diese Start-ups befassen sich mit Herausforderungen wie biotechnologischen Materialien mit geringerem Umwelteinfluss; Rückverfolgbarkeitsplattformen im Einklang mit dem EU Green Deal; digitalen Prototyping- und Sampling-Tools zur Abfallvermeidung; oder Kreislaufwirtschafts-Dienstleistungen für Wiederverkauf und Bestandsoptimierung. Indem PV diesen jungen Unternehmen eine Bühne gibt, feiert es nicht nur deren Kreativität, sondern positioniert sich auch als Knotenpunkt, an dem zukunftsfähige Mode-Lösungen entstehen.

Wie Nathalie Dufour, Gründerin und geschäftsführende Direktorin von ANDAM, erklärte: „Durch diesen speziellen ‚Innovation & Technology‘-Bereich feiern wir nicht nur Innovation, sondern auch den Mut und die Vision junger Unternehmer, die unsere Branche neu erfinden. Ihre Entstehung zu fördern, bestätigt unseren Glauben daran, dass die Zukunft der Kreation jetzt entsteht — an der Schnittstelle von künstlerischer Exzellenz, technologischer Innovation und sozialer Verantwortung.“

Smart Creation: Das schlagende Herz der Innovation

Während die Beauty-Zone die Aufmerksamkeit auf sich zog, war es erneut Smart Creation, das sich als intellektuelles und innovatives Herz von Première Vision positionierte. Konzipiert als Plattform für zukunftsorientierte Unternehmen präsentierte Smart Creation Technologien, Materialien und Dienstleistungen, die sich den dringendsten Herausforderungen der Branche widmen: ökologischer Wandel, Rückverfolgbarkeit, Digitalisierung und Performance.

Strukturiert in drei komplementäre Bereiche bot Smart Creation eine 360-Grad-Perspektive auf Modeinnovation.

Smart Materials, mit ökologisch designten Fasern und Biomaterialien. Diese Zone zeigte umweltfreundlich entwickelte Fasern und Verfahren, die den ökologischen Fußabdruck minimieren und gleichzeitig hohe Leistungsfähigkeit und ästhetische Qualität bieten. Highlights waren:

  • Colorifix: Biotechnologische Pigmente, die durch DNA-Replikation und bakterielle Fermentation entstehen, toxische Farbstoffe eliminieren und Wasser- sowie Energieverbrauch reduzieren.
  • Frumat: Apfelabfälle, die in langlebige, lederähnliche Materialien verwandelt werden.
  • Reishi von MycoWorks: Ein auf Myzel basierendes Material, das sich als Luxusalternative zu Leder positioniert.
  • Spiber: Biotechnologisch entwickelte Proteinfasern, die Seide und Wolle nachahmen und für zirkuläre Anwendungen ausgelegt sind.
  • Everdye: Ein energiearmer Färbeprozess, der den Chemikalieneinsatz drastisch reduziert.

Diese Materialien verdeutlichen den Wandel hin zu biotechnologischen und abfallbasierten Innovationen und bieten greifbare Alternativen zu fossilen und ressourcenintensiven Textilien.

Smart Tech versammelte Unternehmen, die an Digitalisierung, Rückverfolgbarkeit und Optimierung von Lieferketten arbeiten. Zu den Schlüsselakteuren zählten:

  • Shima Seiki: Rundstrickmaschinen, unterstützt durch neue Software, die Prototyping beschleunigt und Abfall reduziert.
  • Heuritech: Eine KI-gestützte Trendvorhersageplattform, die Konsumverhalten in datengesteuertes Design übersetzt.
  • Refabric: Digital-Twin-Lösungen für Kleidungsstücke, die es Marken ermöglichen, Produktlebenszyklen zu überwachen und zu optimieren.
  • Farmers 360° Link: Ein Rückverfolgbarkeitstool, das Rohstoffproduzenten in Echtzeit mit Marken verbindet.

Zusammen zeigen diese Lösungen, dass Technologie heute das Rückgrat nachhaltiger Mode ist: Keine Marke kann Verantwortung beanspruchen, ohne messen, nachverfolgen und optimieren zu können.

Smart Services konzentrierte sich auf Beratung und Zertifizierungen. Die dritte Zone war Dienstleistungen gewidmet, die Marken bei der Skalierung von Nachhaltigkeit unterstützen. Hier boten Unternehmen Expertise in Zertifizierungen, Umwelt-Audits und verantwortungsvoller Beschaffung. Aussteller wie ZEROW und Maeba International stellten Beratungsmodelle vor, die Modehäuser zu messbarem Impact und EU-Compliance führen.

Dieser Teil von Smart Creation unterstreicht eine entscheidende Realität: Innovation allein reicht nicht aus. Damit sich Mode wirklich transformiert, muss sie von Standards, Zertifizierungen und systemischem Wandel begleitet werden.

 

CLO Virtual Fashion: Eine 250 m² große immersive Installation

Einer der Hauptanziehungspunkte von Smart Creation war die 250 Quadratmeter große immersive Installation von CLO Virtual Fashion. Selten auf Fachmessen vertreten, brachte CLO sein internationales Team nach Paris, um die Kraft von 3D-Design, Eco-Design und digitaler Simulation zu demonstrieren. Besucher erlebten Kleidungsstücke in virtuellen Welten, interagierten mit Texturen und Passformen, ohne physische Muster zu produzieren. Dies beschleunigt nicht nur das Design, sondern reduziert auch Abfall und markiert einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie Modeprototypen konzipiert und bewertet werden.

Für PV war die Präsentation von CLO ein strategisches Statement: Die Zukunft der Mode liegt nicht nur in neuen Stoffen, sondern auch in digitalen Ökosystemen, die den kreativen Prozess selbst neu definieren.

Öko-Innovation in Farbe: Biotechnologie und natürliche Alternativen

Farbe war schon immer einer der stärksten Treiber für die Identität der Mode — und doch gehört das traditionelle Färben zu den umweltschädlichsten Prozessen der Branche. Synthetische Farbstoffe stammen größtenteils aus Erdölchemikalien und erfordern enorme Mengen an Wasser, Energie und giftigen Substanzen. Auf der Première Vision Paris 2025 präsentierten Aussteller eine neue Generation von Öko-Innovationen in Farbe und bewiesen, dass Kreativität und Nachhaltigkeit koexistieren können.

Färbefreie Muster: Design aus der Natur. Karos, Hahnentritt und Leinwandbindungen wurden in Wollstoffen neu interpretiert, die ganz ohne Farbstoffe hergestellt wurden. Durch die Nutzung der natürlichen Schattierungen von Vlies — Creme, Braun, Grau — zeigten Designer, wie Muster und Texturen direkt aus der Biodiversität entstehen können, ohne den Einsatz chemischer Farbmittel.

Naturfarbstoffe der nächsten Generation. Unternehmen wie IndiDye präsentierten Farbstoffe, die ausschließlich aus Wurzeln, Rinde, Blättern und Früchten gewonnen werden, unter Verwendung wasserbasierter oder natürlich fermentierter Prozesse. Diese Methoden entsprechen den ZDHC-Standards und gewährleisten, dass keine gefährlichen Chemikalien in die Umwelt gelangen.

Algen als erneuerbare Ressource. Das ALGAEING™-Verfahren nutzt Algen zur Herstellung ungiftiger Farbstoffe und reduziert den Wasser- und CO₂-Fußabdruck drastisch. Algenbasierte Farbstoffe verbinden die Mode zudem mit einer größeren Erzählung von Ozeanregeneration und regenerativen Materialien.

Biotechnologie und bakterielle Fermentation. Vielleicht die futuristischste Entwicklung kam von Colorifix, einem Pionier, der replizierte DNA lebender Organismen nutzt, um Pigmente durch bakterielle Fermentation herzustellen. Dieser Prozess ist OEKO-TEX®-zertifiziert, benötigt nur minimale Energie und verzichtet vollständig auf giftige Chemikalien.

Auf dem Weg zur strukturellen Farbe. Start-ups experimentieren auch mit Nanokristallen aus Pflanzenzellulose, um irisierende, langlebige Farbtöne durch Lichtbrechung zu erzeugen — strukturelle Farben, die ganz ohne Farbstoffe auskommen. Diese Nanofilme können zu Pulvern, Pailletten oder Glitzer verarbeitet werden und eröffnen eine völlig neue Designsprache für nachhaltige Mode.

 

Arizona Muse’s Call to Action

Nachhaltigkeit war auf der PV nicht nur technisch, sondern auch persönlich und emotional erlebbar — verkörpert durch Arizona Muse, Model und Klimaaktivistin. Muse nahm an dem Talk „Fashion Break Free from Fossil Fibers?“ teil und forderte Marken dazu auf, Kunststoffe aus ihren Lieferketten zu eliminieren.

Muse stellte zudem die Arbeit ihrer gemeinnützigen Klimastiftung Dirt vor sowie ihre Zusammenarbeit mit Demeter an einem 10-teiligen Umweltkennzeichnungssystem. Der erste Standard, der sich auf Farbstoffe konzentriert, ist bereits in Kraft; Zertifizierungen für Baumwolle und Wolle folgen in Kürze. Das niederländische Label Loads Collection war die erste Marke, die das System pilotierte, und zeigte damit, wie Nachhaltigkeit zuerst in Luxus- und Premium-Mode integriert werden kann, wo Margen mehr Investitionen ermöglichen.

Darüber hinaus hob Muse hervor, wie die politische Gegenbewegung gegen ESG (Environmental, Social, Governance Frameworks) die Finanzierungsmöglichkeiten für NGOs eingeschränkt hat. „Wir hatten dieses Jahr wirklich große finanzielle Schwierigkeiten aufgrund der Entwicklungen in den USA“, räumte sie ein. Diese offene Perspektive erinnerte die Besucher daran, dass systemischer Wandel sowohl Innovation als auch Investitionen erfordert. Ihre Präsenz war mehr als symbolisch — sie brachte Dringlichkeit, Verantwortung und Star-Power in die Nachhaltigkeitsagenda der PV.

Das Zeitalter der fossilen Farbstoffe geht zu Ende. PV Paris positionierte sich als die Messe, auf der die Farbrevolution beginnt.

Arizona Muse during her Talk
Arizona Muse during her Talk

All Images:
@ Courtesy by Premiere Vision Paris 2024

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