Über Krieg, Kunst, Rasse und vieles mehr | Interview mit Thibeau Scarcériaux
Der preisgekrönte Künstler und Designer Thibeau Scarcériaux ist bekannt für seine einzigartigen Arbeiten rund um die Nation der gesellschaftlichen Tabus. Wir hatten die Gelegenheit, mit Scarcériaux über seine Inspiration und Arbeit zu sprechen. Lies hier weiter, um mehr zu erfahren.
Die Arbeit des in Belgien lebenden Künstlers Thibeau Scarcériaux bewegt sich irgendwo zwischen funktionalem Design und künstlerischem Streben. Durch die Transformation scheinbar alltäglicher Gegenstände schafft Scarcériaux einzigartige Skulpturen, die gleichzeitig monumental und dennoch praktisch sind. Die Auseinandersetzung mit Tabus – kontroversen Themen – ist vielen von Scarcériaux‘ Werken eigen, da er hofft, dabei zu helfen, Raum für wichtige Dialoge seiner Betrachter zu schaffen.
Hier sprachen wir mit Thibeau Scarcériaux über seinen Aufstieg zum Design, den Katalysator für Tabus in seiner Arbeit und bevorstehende Installationen.
Wie sind Sie ursprünglich zum Design gekommen?
Ich habe mich schon in jungen Jahren zu Kreativität und Handwerkskunst hingezogen gefühlt. Meine Reise ins Design begann mit der Faszination, Ideen in greifbare, funktionale Objekte zu verwandeln. Diese Leidenschaft veranlasste mich, ein Studium des Möbeldesigns bei Thomas More zu absolvieren, wo ich die Gelegenheit hatte, meine Fähigkeiten zu verfeinern und meine einzigartige Ästhetik zu entwickeln. Neben meiner formalen Ausbildung hat mein Hintergrund im Industriedesign meine Erkundung der Welt des Designs weiter vorangetrieben und letztendlich meine vielfältige und innovative Praxis geprägt.
Können Sie uns durch Ihren kreativen Prozess führen – Materialbeschaffung, Ästhetik? Was inspiriert Sie als Designer?
Mein kreativer Prozess ist tief im Experimentieren und Erkunden verwurzelt. Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Materialien und Techniken und finde Inspiration oft an den unwahrscheinlichsten Orten. Ob es um die Wiederverwendung von Industrieresten oder die Einbeziehung natürlicher Elemente geht, ich bin von den inhärenten Qualitäten von Materialien fasziniert und davon, wie sie manipuliert werden können, um Emotionen hervorzurufen und zum Nachdenken anzuregen.
Ästhetisch bemühe ich mich um ein Gleichgewicht zwischen Form und Funktion und überschreite dabei oft die Grenzen des konventionellen Designs, um Stücke zu schaffen, die Wahrnehmungen herausfordern und Neugier wecken. Meine Arbeit spiegelt meine Faszination für das Zusammenspiel von Licht und Schatten, Textur und Form wider und führt zu skulpturalen Objekten, die die Sinne fesseln und ansprechen.
Viele Ihrer Stücke basieren auf dem Konzept des „Tabus“, wie Sie es nennen. Können Sie mehr dazu sagen? Wie wird das Thema Tabu in Ihren Werken thematisiert und zu welchen Dialogen hoffen Sie, dass Ihre Arbeit inspirieren wird?
Die Auseinandersetzung mit Tabuthemen steht im Mittelpunkt meiner Praxis und dient als Katalysator für sinnvollen Dialog und Selbstbeobachtung. Mit meinen Arbeiten versuche ich, gesellschaftliche Normen zu konfrontieren und vorgefasste Meinungen in Frage zu stellen, indem ich den Betrachter dazu einlade, sich unbequemen Wahrheiten zu stellen und ehrliche Gespräche über schwierige Themen zu führen.
Ganz gleich, ob es um Fragen der Sexualität, der psychischen Gesundheit oder kultureller Stigmatisierung geht, mein Ziel ist es, zum Nachdenken anregende Diskussionen anzustoßen, die über oberflächliche Wahrnehmungen hinausgehen. Durch die Schaffung von Objekten, die die Komplexität des Tabus verkörpern, hoffe ich, Empathie, Verständnis und letztendlich positive Veränderungen zu fördern.
Können Sie in ähnlicher Weise Kriegsthemen in Ihrer Arbeit diskutieren?
Das Thema Krieg ist ein wiederkehrendes Motiv in meiner Arbeit und entspringt dem tief verwurzelten Wunsch, sich mit den menschlichen Kosten von Konflikten und Gewalt auseinanderzusetzen. Mit meinen Stücken möchte ich die Dichotomie von Zerstörung und Widerstandsfähigkeit einfangen und die emotionalen und psychologischen Auswirkungen des Krieges auf Einzelpersonen und Gemeinschaften untersuchen.
Ob durch symbolische Bilder, eindrucksvolle Materialien oder immersive Installationen, ich versuche, eine viszerale Reaktion hervorzurufen, die den Betrachter dazu veranlasst, sich mit der harten Realität des Krieges und seinen dauerhaften Auswirkungen auseinanderzusetzen. Indem ich Licht auf diese oft übersehenen Narrative werfe, hoffe ich, die Erinnerungen der von Konflikten Betroffenen zu würdigen und zum Nachdenken über die wahren Kosten der Gewalt anzuregen.
Wie provozieren Sie mit Ihren Stücken Dialoge über Rassismus?
Als Künstlerin und Designerin halte ich es für entscheidend, meine Plattform zu nutzen, um Probleme des systemischen Rassismus und der Ungleichheit anzugehen. Mit meiner Arbeit versuche ich, mich mit der allgegenwärtigen Natur des Rassismus und seinen Auswirkungen auf Einzelpersonen und Gemeinschaften auseinanderzusetzen.
Rasse ist eine Kategorisierung von Menschen auf der Grundlage gemeinsamer körperlicher oder sozialer Eigenschaften, die im Allgemeinen innerhalb einer bestimmten Gesellschaft als unterschiedlich angesehen werden.
„X-race“ ist eine Objektserie, die zum Nachdenken über das Thema Rassismus einlädt. Ich verwende Röntgenstrahlen, um die wahre Form des menschlichen Körpers zu zeigen und zu zeigen, was die Menschen wirklich sind, um zu zeigen, dass es untereinander keine anatomischen Unterschiede gibt. Die in Röntgenstrahlen verwendeten monotonen Farben erzeugen eine metaphorische Sicht auf das Thema.
Mit der „X-race“-Reihe möchte ich die konstruierten Vorstellungen von Rasse in Frage stellen und die falschen Dichotomien abbauen, die den Rassismus aufrechterhalten. Durch die Entfernung oberflächlicher Identitätsmerkmale wie Hautfarbe oder Gesichtszüge offenbaren die Röntgenaufnahmen die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen. Diese klare visuelle Darstellung dient als starke Erinnerung an unsere gemeinsame Menschlichkeit und unterstreicht die Absurdität der Rassenhierarchien.
Indem ich die Zuschauer mit der ungeschminkten Wahrheit unseres physischen Körpers konfrontiere, hoffe ich, eine Selbstbeobachtung und einen Dialog über die Willkür der Rasse und das bleibende Erbe des Rassismus anzuregen. Ich glaube, dass wir durch diese Gespräche damit beginnen können, systemische Ungerechtigkeiten abzubauen und uns auf eine gerechtere und integrativere Gesellschaft zuzubewegen.
Was unterscheidet Ihre Arbeit Ihrer Meinung nach von anderen Designern?
Ich glaube, was meine Arbeit auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, Kunstfertigkeit und Funktionalität nahtlos zu verbinden und gleichzeitig komplexe soziale und kulturelle Probleme anzusprechen. Mein Engagement, die Grenzen des Designs zu erweitern, gepaart mit einem unermüdlichen Streben nach Innovation, führt zu Stücken, die beim Betrachter tiefe Resonanz finden und noch lange nach der ersten Begegnung zum Nachdenken anregen.
Darüber hinaus ermöglicht mir mein interdisziplinärer Designansatz, der sich auf Elemente des Industriedesigns, der Bildhauerei und der Konzeptkunst stützt, wirklich einzigartige und mehrdimensionale Werke zu schaffen, die sich jeder Kategorisierung entziehen. Indem ich Konventionen in Frage stelle und das Unkonventionelle annehme, strebe ich danach, ein Werk zu schaffen, das sowohl visuell fesselnd als auch intellektuell anregend ist.
Gibt es neue Projekte oder Kooperationen, an denen Sie derzeit arbeiten?
Ja, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich mehrere spannende Projekte und Kooperationen in der Pipeline habe, die sich mit neuen Tabuthemen befassen. Aufbauend auf den in meinen früheren Arbeiten untersuchten Themen werden sich diese kommenden Projekte mit drängenden Problemen wie Trunkenheit am Steuer, Uranverschwendung und anderen gesellschaftlichen Tabus befassen.
Von immersiven Installationen bis hin zu interaktiven Erlebnissen zielt jedes Projekt darauf ab, zum Nachdenken anzuregen und den Dialog über diese oft übersehenen Themen zu fördern. Ich freue mich besonders über die Möglichkeit, mit Experten, Aktivisten und von diesen Problemen betroffenen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten und sicherzustellen, dass die resultierenden Kunstwerke sowohl wirkungsvoll als auch sozial relevant sind.
Wie immer bin ich bestrebt, die Grenzen meiner Praxis zu erweitern und Kunst als Katalysator für sinnvolle Veränderungen zu nutzen. Ich freue mich darauf, in naher Zukunft weitere Details zu diesen Projekten zu teilen und mich weiterhin mit dem Publikum über wichtige Themen auszutauschen, die uns alle beschäftigen.