Was genau ist eigentlich nachhaltige Mode? Geht es dabei um die Verwendung natürlicher Materialien? Die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen? Oder darum, weniger Fast Fashion und mehr Second Hand-Kleidung zu tragen? Über eine klare, einheitliche Definition wird viel diskutiert. Das mag an der Komplexität des Sachverhalts liegen, an dem Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren, denen jeder unterschiedlich viel Bedeutung beimisst. Für die einen geht es bei nachhaltiger Mode um ein bewussteres Konsumverhalten, für die anderen um einen Rückgang der Produktion und smartes Design. Einige beschäftigen sich mit Fragen der Herkunft und Identität, mit ursprünglicher Handwerkskunst und Herstellungstechnik, und wieder andere mit neuen Innovationen und Geschäftsmodellen. Manche kämpfen für Menschrenrechte und höhere Löhne, andere schlichtweg ums Überleben.
Dass das eine das andere nicht ausschließen muss, zeigte sich beim diesjährigen Fashion Film Festival in Mailand. Hier wurden in der Kategorie „Awareness & Change“ die besten Filme des Jahres zum Thema nachhaltige Mode präsentiert. Die Filme beleuchten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln und machen deutlich, dass sich Nachhaltigkeit nicht auf einen Faktor reduzieren lässt. Vielmehr ist es das Miteinander verschiedener Perspektiven und Initiativen, das Menschen inspiriert und eine nachhaltige Entwicklung erst möglich macht.
Regie: Tom Ivin
Brand: I-D
Land: UK
„We are still here. We are still fighting. We are still doing our traditions.“ Ein Film über das Leben junger Native Americans auf der Suche nach ihrem Platz im Damals und Heute. Mode wird dabei zum Ausdruck von Identität, Herkunft und Stärke. Die Portraitierten kombinieren Fenty Pumas mit traditioneller Tracht, und es zeigt sich: Nachhaltigkeit bedeutet auch, Kulturen zu bewahren und neu zu erfinden.
Regie: William Farr & Jon Emmony
Brand: Nowness
Land: UK
Es ist beinah grotesk, wie die Menschheit mit dem Planeten umgeht. Abfall ist zu einem natürlichen Phänomen geworden: Plastikmüll und Co prägen mittlerweile genauso das Landschaftsbild wie Bäume und Seen. Wir haben vergessen, dass auch Menschen Teil der Natur sind. Der Film Earth (The Unseen) erinnert uns daran und fordert uns auf, verantwortungsvoller mit der Erde umzugehen.
Regie: Frédéric Laffont
Brand: Hermes
Land: Frankreich
Filmemacher Frédéric Laffont besucht für Hermès Ateliers, Werkstätten und Fabriken auf der ganzen Welt – von Sorède, einem kleinen Dorf im Süden Frankreichs, bis hin zur japanischen Hauptstadt Tokio. Er portraitiert Künstler, Handwerker und Techniker und zeigt die innige Beziehung zwischen Macher und Handwerk, Material und Nutzer. Besonders eindrucksvoll: Das Portrait des französischen Sattelmachers Laurent Goblet, der seit 40 Jahren Sattel für Hèrmes fertigt. Ebenfalls sehenswert: Der Besuch einer familienbetriebenen Textildruckerei in Kyoto. Hier wird die seltene Kunst der Seidenmarmorierung betrieben.
Regie: Jodeb
Brand: Nowness
Land: USA
A plentiful feast begleitet einen Fischerjungen auf der Suche nach Nahrung für seine Familie, und zeigt auf tragische Weise die Konsequenzen menschlichen Handelns. Seine Suche führt den jungen Mann in die faszinierenden Unterwasserwelten der Karibik. Was er dort findet, wirkt beinahe fiktiv – dabei ist es doch so real.
Regie: Biswanath Rath
Brand: Kotpad
Land: Indien
Die Einwohner des indischen Stammes Kotpad sind Experten in Sachen nachhaltiger Textilherstellung. Sie fertigen Stoffe auf Handwebstühlen und färben sie mit pflanzlichen Materialien - eine Handwerkskunst, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird. Doch das könnte sich schon bald ändern.
+ Text: Lena Bäunker
Aufgewachsen in einer Kleinstadt in Norddeutschland, verschlug es Lena nach dem Abitur in die Welt. Nach Aufenthalten in Hamburg, Shanghai, Groningen und Mailand, arbeitet und studiert sie heute in Rotterdam. Lena engagiert sich für Fashion Revolution, hilft nachhaltigen Brands ihre Geschichten zu erzählen und schreibt über die Schnittstellen von Nachhaltigkeit, Kunst, Kultur und Wirtschaft.
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