Der Nachhaltigkeitsplan von HUGO BOSS | Sustainable Luxury Series

 

 

Es scheint, als ob das Unternehmen HUGO BOSS mit seinen Marken BOSS und HUGO aus ästhetischer Sicht weiterhin relevant und trendy ist. Wie verhält es sich jedoch hinsichtlich der Nachhaltigkeit? Dieser Artikel basiert auf Antworten, die wir an HUGO BOSS stellten und weitere Inhalte wurden durch investigative Recherche hinzugefügt.

 
 

 

Die HUGO BOSS AG hat seinen Hauptsitz in Metzingen und positioniert sich mit seinen Marken BOSS und HUGO im Premiumsegment. Ursprünglich produzierte das von Hugo Ferdinand Boss gegründete Unternehmen Allzweckkleidung. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tod des Gründers im Jahr 1948 verlagerte HUGO BOSS seinen Fokus von Uniformen auf Herrenanzüge. Das Unternehmen ging 1988 an die Börse und begann, seine Produktpalette auf Fragrances / Parfums auszudehnen. Ab 1997 produzierte die Marke HUGO Herren- und Damenbekleidung sowie eine vollständige Damenkollektion der Marke BOSS, die im Jahr 2000 das Portfolio komplementierte. Im Jahr 2006/2007 wurde das Sortiment auch auf Kinderkleidung ausgeweitet, und die HUGO BOSS AG hat sich mit alle seinen Marken seit diesem Zeitpunkt zu einem bedeutenden globalen Modehaus entwickelt. Ab 2018 besitzt HUGO BOSS weltweit mehr als 1.113 Einzelhandelsgeschäfte. Laut Business of Fashion verzeichnete man Ende 2019 ein starkes Quartal dank eines starken Weihnachtsgeschäfts. Durch eine gestiegene Nachfrage in den renovierten Filialen und dank des Wachstums des Online-Einzelhandels, konnte der Umsatz, höher als erwartet, gesteigert werden. Der Umsatz im vierten Quartal stieg um 4 Prozent auf 825 Millionen Euro und übertraf damit die Prognose der durchschnittlichen Analysten von 805 Millionen Euro. Infolgedessen stiegen die Aktien des Labels im Premarket-Handel um 2,4 Prozent.

Es scheint, als ob HUGO BOSS mit seinen Marken BOSS und HUGO aus ästhetischer Sicht weiterhin relevant und trendy ist. Wie verhält es sich jedoch hinsichtlich der Nachhaltigkeit?

 

Der Nachhaltigkeitsplan von HUGO BOSS

 

HUGO BOSS betont zunächst, dass sich die Mode- und Textilindustrie ingesamt zukünftig diversen Herausforderungen stellen muss, insbesondere zum Thema Nachhaltigkeit. Die Textilindustrie ist nach wie vor eine äußerst fragmentierte Branche. Erst vor einigen Jahren wurde mit einer branchenübergreifenden Zusammenarbeit begonnen, basierend auf der Einsicht, dass die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderungen eine gemeinsame Arbeit erfordert. 
 
Ein weiterer relevanter Aspekt ist, dass bei der Herstellung von Kleidungsstücken eine bestimmte Komplexität vorzufinden ist, so dass vielmals Kleidungstücke aus mehreren 100 verschiedene Komponenten bestehen. Je komplexer die Lieferketten aufgrund der verschiedenen und vielfältigen Komponenten werden, desto höher ist der Bedarf an Transparenz entlang der gesamten Kette. Transparente Herausforderungen sind globale Herausforderungen und sollten deshalb auch global angegangen werden.HUGO BOSS ist ein Akteur in einer großen und globalen Branche und kann nicht der einzige game changer sein, insbesondere bei Fragen der Transparenz.HUGO BOSS fördert demnach branchenübergreifende Maßnahmen und Investitionen in effektive Technologien, um so Komplexität und Transparenz in der Lieferkette zu erreichen. 
 
Darüber hinaus hat das Unternehmen einen eigenen nachhaltigen Aktionsplan für 2020 und 2025 initiiert. Das nachhaltige Programm ist in sechs Aktionsbereiche unterteilt: das Unternehmen selbst, die Umwelt, die Mitarbeiter, die Partner des Unternehmens, die Produkte und die Gesellschaft. In diesem Jahr sollte eine konzernweite und umfassende Strategie für das Stakeholder-Management umgesetzt werden.
 
Das Unternehmen hält weltweit Produktionsstätten und versendet Waren über eine globale Lieferkette. CO2-Emissionen, Abfall und Abwasser können nicht vermieden werden - aber sie können effizient reduziert werden. Bis 2025 soll, ausgehend vom Basisjahr 2016, der Energieverbrauchs um 30%, die CO2-Emissionen um 40% (Anwendungsbereich 1 und 2) und der Wasserverbrauch um 40% reduziert werden. 
 
 
 
 
 

 

Darüber hinaus hat das Unternehmen einen eigenen nachhaltigen Aktionsplan für 2020 und 2025 initiiert.

 

Das nachhaltige Programm

 

Das nachhaltige Programm ist in sechs Aktionsbereiche unterteilt: das Unternehmen selbst, die Umwelt, die Mitarbeiter, die Partner des Unternehmens, die Produkte und die Gesellschaft. In diesem Jahr sollte eine konzernweite und umfassende Strategie für das Stakeholder-Management umgesetzt werden.
 
Das Unternehmen hält weltweit Produktionsstätten und versendet Waren über eine globale Lieferkette. CO2-Emissionen, Abfall und Abwasser können nicht vermieden werden - aber sie können effizient reduziert werden. Bis 2025 soll, ausgehend vom Basisjahr 2016, der Energieverbrauchs um 30%, die CO2-Emissionen um 40% (Anwendungsbereich 1 und 2) und der Wasserverbrauch um 40% reduziert werden. 
 
Das Unternehmen beabsichtigt ebenfalls, ein nachhaltiges Geschäftskonzept für den Bau und die Renovierung von Geschäften in allen Regionen umzusetzen. Hinsichtlich der im Unternehmen arbeitenden Arbeitnehmer ist man im Unternehmen davon überzeugt, dass man nur durch und mit seinen Mitarbeitern nachhaltig wachsen kann. Deshalb ist man bemüht, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem jeder Einzelne seinen bestmöglichen Beitrag leisten kann und dadurch das bestmögliche Erfolgspotenzial erreicht werden soll. Bereits jetzt hat man mit der Überarbeitung einer globalen Strategie für die Sicherstellung der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz begonnen, mit dem Ziel, bis 2020 konzernweit einen einheitlichen Standard zu etablieren. Ferner wurde ein Jobbewertungssystem entwickelt, das durch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen an jedem Standort eine rege Mitarbeiterbeteiligung garantieren soll. 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Das Unternehmen beabsichtigt ebenfalls, ein nachhaltiges Geschäftskonzept für den Bau und die Renovierung von Geschäften in allen Regionen umzusetzen.

 

Sustainable Product Solutions

 

In Bezug auf die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern verpflichtet sich das Unternehmen nur mit Partnern zu arbeiten, die soziale Standards wie Menschenrechte respektieren, die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten und Mitarbeiter fair bezahlen. Ferner wird angestrebt, die Umweltauswirkungen in der Lieferkette zu verringern. Ziel ist es, bis 2025 für alle Fertigwarenlieferanten eine vollständige Transparenz über soziale, ökologische und wirtschaftliche Leistungsfaktoren zu erhalten und digital unterstützte Lieferketten zu etablieren. 90 Prozent aller Waren, werden von Lieferanten eingekauft, die hinsichtlich der Überprüfung der Arbeitsbedingungen mit einer Benotung von mindestens zufriedenstellend oder einem besseren Ergebnis bewertet wurden. 
 
Die Produktsparte des Unternehmens ist ebenfalls eine wichtige Säule zum erreichen nachhaltiger Ziele. Innovative und nachhaltige Produktlösungen werden in das Unternehmen integriert, von Ananasblattfasern über virtuelle 3D-Prototypen bis hin zur Plasmabehandlung von Wolle. In diesem Jahr wird das Unternehmen zwei große Projekte hinsichtlich der Produktplanung und -produktion abschließen. Eine davon ist die Entwicklung einer umfassenden Richtlinie für die Verwendung nachhaltiger Materialien, die klare Roadmaps und Zeitziele für die im gesamten Unternehmen am häufigsten verwendeten Materialien definiert. Die zweite beschäftigt sich mit der Umsetzung einer Circular Design-Strategie im Rahmen des "2020 Circular Fashion System Commitment" der Marke. Alle diese Projekte werden neben dem laufenden Angebot spezieller nachhaltiger und innovativer Kapselkollektionen im jährlichen Rhythmus durchgeführt.
 
HUGO BOSS engagiert sich ebenfalls für die Gesellschaft und möchte als Unternehmen für eine bessere Zukunft beitragen. Sei es das UNICEF-Bildungsprojekte in Afrika, Programme zur beruflichen Weiterentwicklung von Frauen in der Türkei oder Veranstaltungen, die Kindern aus sozial benachteiligten Familien den Zugang zu Kunst ermöglichen. In diesem Jahr führt das Unternehmen ein Freiwilligenprojekt für Unternehmen mit globalem Engagement durch. Bis 2025 wird das Unternehmen für 2.100 Frauen eine professioneller Berufsausbildung anbieten, rund 1.400 Kinder werden von der Education Association des Unternehmens unterstützt.
 
Hinsichtlich möglicher Präferenzen der sechs Bereiche des Aktionsplans scheint es es keine erkennbare Rangordnung zu geben. Auf der anderen Seite integriert das Unternehmen die nachhaltigen Ziele und ist zukünftig damit fester Bestandteil des Nachhaltigkeitsprogramms. Der aktuelle Fokus liegt momentan auf der Entwicklung nachhaltiger Produktlösungen und der Schaffung von mehr Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette. 
 
Das Unternehmen arbeitet seit vielen Jahren eng mit seinen Stakeholdern zusammen - wie beispielsweise NGOs, Gewerkschaften, Hochschulen und Kunden usw. Eine wichtige Aufgaben, die auch die Stakeholder mittragen,  besteht darin, das Engagement für die Programme des Unternehmens in allen sechs definierten Aktionsbereichen zu entwickeln und dies zu kommunizieren. Der letzte Stakeholder-Dialog fand erst im Oktober statt. Im Mittelpunkt dieses Austauschs standen die Auswirkungen des technologischen Fortschritts und der Digitalisierung auf die Textilproduktion, die Lieferkette, die Produktentwicklung und das Design. Für uns ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, denn, um das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen umzusetzen, sind auch externe Ansichten und Rückmeldungen von relevanten Stakeholdern einzubeziehen. 
 
Ferner wird natürlich Nachhaltigkeit im Nachhaltigkeitsausschusses thematisiert, das vom Chief Executive Officer des Unternehmens geleitet wird. Derzeit sind etwa 20 Mitglieder aus allen relevanten Managementfunktionen anwesend und es werden aktuelle Nachhaltigkeitsthemen erörtert. Um mehr Mitarbeiter in die Nachhaltigkeit einzubeziehen, organisiert das Unternehmen regelmäßig Nachhaltigkeitsveranstaltungen, um die Perspektive der Mitarbeiter auf das Thema zu bereichern und zu erweitern.
 
Für die Umsetzung von Nachhaltigkeit wird insbesondere Baumwolle in den Mittelpunkt der Planungen einbezogen. Bis 2020 sollen 50% der verwendeten Baumwolle gemäß den Baumwollrichtlinien des Unternehmens als nachhaltige Baumwolle bezogen werden. Bis 2025 soll dieser Anteil auf mindestens 90% steigen. Im Jahr 2018 hat HUGO BOSS bereits rund 40% der Baumwolle aus nachhaltigen Quellen eingekauft. 
 
Dazu wird auch mit einer kleinen Anzahl von Organisationen zusammengearbeitet, wie z. B. Better Cotton Initiative, Cotton Made in Africa, Cotton LEADS und YESS: Garn aus ethischen und nachhaltigen Quellen.
 
 
 
 
Eine weitere Maßname betrifft den Klimaschutz: Im Rahmen der UN-Charta der Modebranche für Klimaschutz spielt die Reduzierung der CO2-Emissionen eine zentrale Rolle. HUGO BOSS hat sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 30% zu senken.
 
Wie man sehen kann, hat die Marke konkrete Ziele, und die Erfolge sind jährlich messbar. Insbesondere gibt es jedoch, wie bereits erwähnt, ganz konkrete Zielstellungen für die Jahre 2020 und 2025. 
 
Darüber hinaus ist HUGO BOSS das dritte Jahr in Folge Mitglied des Dow Jones Sustainability Index, der das Engagement des Unternehmens im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche misst. Ferner wurde HUGO BOSS in den neuen Nachhaltigkeitsindex DAX 50 ESG der Deutschen Börse aufgenommen und gehört dadurch zu den Top 50-Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. In den letzten Jahren hat das Unternehmen ebenfalls mit verschiedenen Organisationen, Verbänden, Brancheninitiativen und Unternehmen zusammengearbeitet. Zum Beispiel die Arbeitsgruppe Global Climate Action for Fashion der Vereinten Nationen, das deutsche Textilbündnis oder Zero Discharge of Hazardous Chemicals. Das Unternehmen arbeitet eng mit verschiedenen Start-ups zusammen, darunter mit dem in Berlin ansässigen Circular Fashion Start-Up, das sich darauf konzentriert, durch Schulungen und andere Tools einen Circular Fashion-Ansatz innerhalb der Branche zu fördern.
 
Die zirkulären Schritte, die das Unternehmen bereits in naher Zukunft umsetzt oder zu integrieren plant, basieren auf dem ständig steigenden Bedarf an Ressourcen. HUGO BOSS betrachtet die Integration von Kreislaufwirtschaftsprinzipien als ein wichtiges Element zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit in der Mode-Lieferkette. Dazu begann man mit der Ausbildung von Designern und Designerinnen, man wird ab der Frühjahr / Sommer-Kollektion 2020 zirkuläre Prinzipien in alle HUGO BOSS Design Briefings integrieren.
 
Aber auch der Verbraucher soll gut informiert sein. HUGO BOSS kommuniziert ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen an seine Verbraucher. Dazu werden Informationen zu nachhaltigen Materialien wie recycelten Polstern und nachhaltigen Daunen bereitgestellt. Die Integration von Informationen in den Online-Shop wird ebenfalls vorangetrieben. Kunden können jetzt im Produktportfolio nach „RESPONSIBLE“ filtern. Außerdem erhält man Informationen über Kunden-Newsletter oder man kann spezielle Unterseiten besuchen, die für die speziellen responsible Kapselkollektionen des Unternehmens erstellt wurden.
 
Wie andere Marken auch befasst sich HUGO BOSS mit dem Thema Nachhaltigkeit und entwickelt neue Wege, um Ziele zu erreichen. In diesem Sinne ist es wichtig hervorzuheben, dass HUGO BOSS auf unseren Fragebogen geantwortet haben. Das Unternehmen teilte sogar mehr Informationen, als auf den verschiedenen Kommunikationskanälen zu finden waren. Man kommunizierte die vom Unternehmen unternommenen Anstrengungen, Ziele und Aktionspläne sowie bestehende externe Kooperationen. 
 
All das gibt Innung für die Zukunft. Dies ist der Standard für Transparenz, den wir suchen.
 
 
 

+ Words: Danielle Keller Aviram

Danielle Keller Aviram ist eine nachhaltige Schmuck- und Modeforscherin, Beraterin und Designerin. Nach ihrem Bachelor of Arts in Schmuck- und Accessoire-Design in "Shenkar" Tel Aviv absolvierte sie einen Master of Arts mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit in Mode bei AMD Berlin. Nach ihrem Abschluss als Bachelor of Arts hatte sie 5 Jahre lang eine eigene internationale Schmuckmarke.

Finde sie auf Instagram oder Linkedin