Ist Italien ein nachhaltiges Land?

 

 

Der Klimawandel ist real und für Italien sind die Folgen nicht unbekannt. Im Jahr 2019 erlebte die Halbinsel zunehmend Stürme, Dürren und starke Hitzewellen. Dennoch belegte Italien im diesjährigen Climate Change Performance Index nur den 26. Platz. In Italien wie in vielen anderen Ländern wird die Haltung gegenüber Klimaschutzmaßnahmen durch zwei widersprüchliche Trends definiert. Einerseits ist klar, dass viele Italiener, zunehmend gegen den Klimawandel investieren. Ihre Forderungen sind wissenschaftlich belegt und sie machen sich Gehör. Auf der anderen Seite sind zwar politische Fortschritte sichtbar, aber ehrgeizigere und schnellere Maßnahmen erforderlich.

 

Im Jahr 2019 erlebte die Halbinsel zunehmend Stürme, Dürren und starke Hitzewellen. Im November letzten Jahres wurde Venedig von einer extrem intensiven Überschwemmung heimgesucht, und Bilder des vom Hochwasser überfluteten Markusplatzes sind um die Welt gegangen. Laut Legambiente gab es im vergangenen Jahr aufgrund des Klimawandels in Italien 157 extreme Wetterereignisse, bei denen 42 Menschen starben. Im Jahr 2018 war Italien das 21. am stärksten von extremen Wetterereignissen betroffene Land, wie der Climate Risk Index 2020, eine jährliche Studie der deutschen NGO Germanwatch, berichtet.

Dennoch belegte Italien im diesjährigen Climate Change Performance Index nur den 26. Platz. In Italien wie in vielen anderen Ländern wird die Haltung gegenüber Klimaschutzmaßnahmen durch zwei widersprüchliche Trends definiert. Einerseits ist klar, dass viele Italiener, zunehmend gegen den Klimawandel investieren. Ihre Forderungen sind wissenschaftlich belegt und sie machen sich Gehör. Auf der anderen Seite sind zwar politische Fortschritte sichtbar, aber ehrgeizigere und schnellere Maßnahmen erforderlich.

 
 
 
 
 

Der Ozean

Der Ozean produziert den größten Teil des Sauerstoffs, den wir durch die darin lebenden Pflanzen (Phytoplankton, Seetang und Algenplankton) einatmen. Daher ist der Schutz des Ozeans von entscheidender Bedeutung, und Italien hat einige Schritte unternommen, um dies genau dies zu tun. Seegurken, das sind Stachelhäuter mit der Fähigkeit, das Wasser mit Sauerstoff zu versorgen und den Meeresboden von Schlacke zu reinigen, können in italienischen Gewässern nicht mehr gefischt werden. Seit Januar 2019 können in Italien nicht biologisch abbaubare oder nicht kompostierbare Wattestäbchen nicht mehr hergestellt oder verkauft werden, und seit Januar 2020 gilt das Gleiche für abspülbare Kosmetika wie Peeling-Gele, Seifen und Zahnpasten, die Mikroplastik enthalten. Leider sind zumindest vorerst noch andere Arten von Kosmetikprodukten in den Läden erhältlich. Die viel diskutierte Plastiksteuer wurde wird im Juli 2020 in Kraft treten. Am 15. Januar 2020 verhängte die italienische Wettbewerbsbehörde gegen Eni, ein multinationales Öl- und Gasunternehmen, das sich teilweise im Besitz der italienischen Regierung befindet, eine Geldstrafe von 5 Millionen Euro wegen irreführender Werbung für die "ENI Diesel +" - Anzeigen.

Diese Entscheidung ist mehr als wichtig und richtungsweisend, da zum ersten Mal in Italien ein Unternehmen aufgrund eines Greenwashing Tatbestandes mit einer Geldstrafe belegt wurde. 

 

Seit Januar 2019 können in Italien nicht biologisch abbaubare oder nicht kompostierbare Wattestäbchen nicht mehr hergestellt oder verkauft werden, und seit Januar 2020 gilt das Gleiche für abspülbare Kosmetika wie Peeling-Gele, Seifen und Zahnpasten, die Mikroplastik enthalten.

 
 
 
 
 

Smog-Notfall

Aber es gilt noch mehr zu tun. In Italien gibt es einen großen und leider chronischen Smog-Notfall: In den ersten drei Wochen des Jahres 2020 haben Frosinone und Mailand die PM10-Grenzwerte 19 Tage lang überschritten, während Padua, Turin und Treviso sie 18 Tage lang überschritten hatten. Italien ist das erste Land in Europa mit vorzeitigen Todesfällen durch Stickstoffdioxid (NO2) mit etwa 14.600 Opfern pro Jahr und gehört zu denjenigen, die die gesetzlichen Grenzwerte für die wichtigsten Luftschadstoffe systematisch überschreiten. Die Poebene ist von diesem Problem besonders betroffen, und so stellte das Umweltministerium am 27. Dezember 2019 180 Millionen Euro für Anti-Smog-Maßnahmen in der Region bereit.

Der Straßenverkehr ist neben umweltschädlichen Industrien, Tierhaltung, Holzöfen und Kaminen definitiv eine der Ursachen für dieses Problem. Aber anders als man denkt, fahren Italiener gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn sie dazu auch Zugang haben: Tatsächlich nehmen in Italien immer mehr Menschen den Zug. Laut einer von Legambiente durchgeführten Studie reisten 2014 täglich 5,1 Millionen Menschen mit dem Zug, 2019 waren es 5,9 Millionen. Dank der Investitionen einiger Regionen wurden auch rund 450 neue Züge in Betrieb genommen. Durch die in der siebzehnten Wahlperiode beschlossenen Investitionen konnten im Vierjahreszeitraum 2017-2020 insgesamt 210 neue Züge in Umlauf gebracht werden. Bei den Intercities werden 300 Millionen Euro in die Modernisierung und den Umbau der gesamten Flotte investiert. 

Anders als im Norden, ist die Situation im Süden der Halbinsel noch nicht auf dem gleichen Stand. Hier bevorzugen Einheimische und Touristen gleichermaßen noch private Transportmittel gegenüber öffentlichen. Ein Grund dafür sind alte und langsamen Züge. Doch es hat sich gezrigt, dass auch eine Synergie zwischen Verbänden, Institutionen und Bürgern funktionieren kann und so wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das durchaus Vorzeigecharakter hat. Nachdem ein Brand 600 Hektar des Pantelleria-Waldes zerstört hatte, startete das „Comitato Parchi per Kyoto“ 2016 eine Kampagne mit dem Titel „10.000 Alberi pro Pantelleria. Per non dimenticare l'incendio“ zusammen mit der Gemeinde Pantelleria, Legambiente, Federparchi - Europarc Italia , Kyoto Club, Marevivo und dem Institut für Land- und Forstwissenschaften der Universität von Palermo. Eine mit über 200 Spendern die erfolgreichste Crowdfunding-Kampagne in Italien. Das SAF-Institut der Universität von Palermo wählte einheimische, seltene und bedrohte Arten für dieses Projekt aus, um die lokale Artenvielfalt zu schützen. Umgesetzt wurde das Projekt von den Bürgern selbst. Ihre Aktionen fördern ein neues Gefühl der aktiven Bürgerbeteiligung und hauchen den verfallenden Gebieten der Stadt ein neues Lebensgefühl ein. Obwohl einige Fortschritte erzielt wurden, hat man trotzdem noch das Gefühl, dass italienische Institutionen nicht schnell genug und nicht mutig genug handeln. In den nächsten Jahren wird der Staat weiter in Erdgas investieren. Methan, der Hauptbestandteil des LNG, ist ein starkes Treibhausgas. Wie bereits ein Sprichwort sagt, "öffnen alte Wege keine neuen Türen", insbesondere wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels geht.

 
 

+ Words: Roberta Fabbrocino

Roberta Fabbrocino ist Unternehmerin und Nachhaltigkeitsanwältin. Sie ist Mitbegründerin von @mosclothingsubscription, einem persönlichen Online-Styling-Service, der dir hilft, auf langsame Mode umzusteigen und eine hochwertige, nachhaltige Garderobe aufzubauen.

Instagram:  @naturallybree